Hi,
Eigentlich wusste ich es schon vorher: Wer ein Haus kauft, wird in Zukunft permanent daran rumbasteln und es "noch gemütlicher" machen.
Bei uns sah das zunächst ganz anders aus. In den ersten 8 Monaten veränderten wir so gut wie nichts im Haus. Eine Toilette tauschte ich aus, und wir entfernten ein wenig Holzverkleidung im Kinderzimmer und malten eine Wand an.
Und dann beschlossen wir an einem schönen Samstag, als das Wohnzimmer mal wieder voller Kinderspielzeug war und niemand wusste wohin mit dem Krams, in den zwei Ecken neben unserem Kamin Regale zu bauen. Bauen, nicht kaufen.
Eine kleines, unvollständiges Logbuch:
Samstag, 11. Dezember, gegen 10 Uhr
Die Entscheidung steht: "Wir bauen jetzt diese Regale!" Tatendrang ist schon da und wartet nur noch auf detaillierte Anweisungen.
Erstmal sehen wir uns das Wohnzimmer an und finden, dass die Tapeten hässlich sind und langfristig weg müssen. Da wir das Regal fest einbauen wollen, müssen wir also in der Ecke die Tapete abreißen und streichen. Ok, denn man los!
Samstag, 11. Dezember, 14:30 Uhr
Ich ziehe an der Tapete. Das geht ja verblüffend einfach!
Samstag, 11. Dezember, 20:00 Uhr
Eine komplette Wand im Wohnzimmer ohne Tapete. Es war recht schwierig, am Rande der Ecke aufzuhören, die Tapete kam einfach so runter.
Sonntag, 12. Dezember, 7:00 Uhr (!)
Souad weist mich an, die Tapete von allen Wänden zu entfernen.
Das Projekt fängt an, mich an xkcd 349 zu erinnern.
Sonntag, 12. Dezember, 14:00 Uhr
Die Wand über unserer Terassentür sieht nicht so gesund aus. Da kommt auch recht viel Putz mit runter wenn man an der Tapete zieht. Da muss wohl ein Profi ran.
Sonntag, 12. Dezember, 15:00 Uhr
Tapete von allen Wänden im Wohnzimmer entfernt. Phew.
Sieht aber schon besser aus als vorher, würde ich sagen.
Wir scherzen über "Teppich raus und Boden schleifen" und "vielleicht gleich noch den häßlichen Kamin...", hören aber lieber auf, bevor wir das ganze Haus abbauen oder so.
Montag, 13. Dezember
Ein Handwerker unseres Türinstalliererteams kommt und verputzt oberhalb der Terassentür. Gut so, das hätte ich nicht so gekonnt.
Dienstag, 14. Dezember
Fliege nach Las Vegas für Meeting, lasse Baustelle zurück.
Montag, 19. Dezember
Wieder da, aber krank und übermüdet daher kein Fortschritt.
Außerdem fliegen wir am 21.12. nach Hamburg und sind erst am 28.12. wieder da. Danach fülle ich ein paar besonders üble Risse und Löcher mit Polyfiller.
Sonntag, 1. Januar 2012, gegen 11:00
Aufgrund einer Anwandlung ziehen wir auch noch die Tapete von der Decke ab. Die war aber auch hässlich.
Danach schleifen wir an ein paar Stellen und ich schmiere mehr Polyfiller rum.
Montag, 2. Januar, morgens
Die für den Tag zum Essen eingeladenen Freunde wollen so um 2 kommen. Ich schlage vor, den Nachmittag gemeinsam zur weiteren Renovierung zu nutzen und den hässlichen Kamin zu entfernen.
Das tun wir dann auch.
Wir sind leider gezwungen, den inneren Teil so zu lassen wie er ist, weil im Schlot bemerkenswert viele Steine gar nicht so fest sind, wie ich mir das vorstellen würde. Also wieder ein Fall für einen Profi!
Freitag, 6. Januar, nachmittags
Ein uns empfohlener "Bricky" kommt vorbei, begutachtet den Kamin und schlägt allerlei Dinge vor. Kosten: GBP300 plus Material. Das finde ich günstig.
Samstag, 7. Januar, mittags
Direkt nach dem samstäglichen Fussball fahre ich zu unseren Bekannten Rachel und Geoff. Die beiden haben einen "fire place surround" übrig, also eine Kaminverkleidung. Das Teil soll so etwa 100 Jahre alt sein und würde bei eBay gerne GBP500 kosten, vielleicht mehr.
Die beiden haben es auch schon 2 mal bei eBay verkauft, beide Male waren aber die Käufer nicht in der Lage, es auch tatsächlich mitzunehmen, weil es so groß und schwer ist.
Ha! denke ich da nur, ich habe jetzt ein großes Auto! Das paßt da locker rein.
Eineinhalb Stunden später ist das Monster dann oben auf dem Dach soweit befestigt, daß ich beruhigt bin. Der Trip nach Hause verläuft wie geplant. Selbst das Wetter hält sich zurück. Und jetzt steht der fire place surround in unserem Wohnzimmer und der Fernseher sieht auf einmal so klein aus...
Sonntag, 15. Januar, mittags
Bin bei B&Q und kaufe allerlei Heimwerkereizutaten. Beschließe auf dem Weg zurück mal eben schnell beim "Fireplace Warehouse" nebenan vorbeizuschauen. Wir haben ja immer noch nicht entschieden, was wir nun mit diesem Loch im Wohnzimmer eigentlich machen wollen.
Früher war da ein Gasfeuer drin, so mit imitierten Kohlen drauf und so.
Als Salim und ich den Kamin zerhämmerten, stellten wir überrascht fest, daß das Teil sogar funktionsfähig war. Ich wollte eigentlich den ganzen Gasteil rausreißen, aber Salim drückte mal kuz auf den Zündknopf und siehe da: eine Flamme! Da war ich aber froh, daß wir nicht die Gasleitung kaputtgemacht hatten!
Ich finde aber Gas doof, und Elektrokamin sowieso. Ich möche gerne richtige Flammen sehen, wenn schon. So ähnlich wie bei Weihnachtsbäumen.
Die Frage ist jetzt also: Offenes Feuer oder "wood burning stove"?
Offenes Feuer ist schön, nicht so teuer einzubauen aber macht Dreck. Ein Ofen ist sauber, heizt klasse und riecht dabei gut (nach Feuer halt), ist aber auch richtig fett teuer, so um die GBP2000-3000. Ist es das wert?
Montag, 23. Januar, morgens
In der letzten Woche haben wir zum Thema Wohnzimmer nichts weiter unternommen. Wir haben uns mehr oder weniger entschlossen, die günstigere Variante mit dem offenen Feuer zu bauen, einfach weil sie eben günstiger ist. Die Tragweite der Entscheidung hat uns aber so weit gelähmt, daß wir das Thema zur Zeit lieber ignorieren.
Und stattdessen darüber nachdenken, was genau mit dem Badezimmer passieren soll.
Eigentlich ist unser Badezimmer ganz ok, es hat aber ein kritisches Problem: Der Heißwassertank für die Dusche faßt nur etwa 50ml. Ok, vielleicht etwas mehr, auf jeden Fall aber nicht genug für eine ordentliche, faule Sonntagmorgendusche.
Also muß der Boiler raus und ein Kombiboiler her. Und dann ist im Bad plötzlich mehr Platz und deswegen würde eine Dusche reinpassen, wenn wir die Wand zum Klo rausreissen. Also eine richtige Dusche. Klingt gut, oder?!
Ob wir wegen eines neuen Boilers alle Heizkörper austauschen müssten, scheint nicht klar zu sein, wahrscheinlich weiß man das erst nachher, also wenn irgendwo eine Heizung geplatzt ist.
Ein schickes, kleines Projekt. Ich freue mich schon ganz arg.
Und wer uns in den nächsten 12 Monaten (oder Jahren?) besuchen kommt, darf sich sicher noch ansehen, wie das Loch im Wohnzimmer aussieht. Prognostiziere ich mal so.
seufz,
Jan