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Bonn

Moin!

Diesmal geht's nach Bonn zu einem größeren Kunden, der im Bereich "weltweite Logistik" tätig ist. Ha, Namedropping, wollte ich schon immer mal machen.

Wer es komisch findet, daß man über Zürich günstiger von Manchester nach Hamburg fliegen kann als direkt, der darf jetzt ein wenig beruhigt sein: Der Flug von Manchester nach Köln wäre um einiges billiger gewesen als die Reise mit dem Zug nach Stansted und der anschließende Flug von dort. So viel billiger, daß das Taxi zum Flughafen teurer gewesen wäre als der eigentliche Flug. Leider hätte ich dabei zwei volle Arbeitstage verloren, also sitze ich nun doch im Zug.

Dieses ganze Hin- und Hergereise ist echt vollkommen bescheuert. Es wird wirklich Zeit, daß jemand eine vernünftige Kommunikationsplatform erfindet, die das Beste von Twitter, Email, Telefon und "vor Ort" zusammenbringt. Kann ja nicht sein, daß diese Rumfliegerei der Weisheit letzter Schluß ist, oder?

Bonn

Bonn ist wie eine kleines Karlsruhe.

Nach einem anstrengenden aber überraschend produktiven Meeting gehen mein Kollege Holger und ich auf der Suche nach einem Supermarkt durch Bonn. Ich fühle mich seltsam heimisch, brauche aber eine ganze weile, bis ich erkenne warum: Die Häuser sehen nach Karlsruhe aus!

Im UK und in Hamburg sind die meisten Häuser aus rotem Ziegel erbaut und tragen das stolz zur Schau. Im Süden hingegen wird das Häusle verputzt, es ist also weiß, cremefarben oder sonstwie unrot. Auch in Bonn wird verputzt, und auch in Bonn sind die Fensterrahmen farblich abgesetzt. Sogar die Straßennamen klingen nach Karlsruhe!

Später suchen wir ein Restaurant. Wir stehen an einer Ampel, neben uns drei weitere Fußgänger, schräg gegenüber eine Radfahrerin, weit und breit kein Auto. Ich gehe also rüber. Die Radfahrerin beginnt auf der Stelle mit schnippischen Kommentaren und hört auch nicht auf, bis sie außer Hörweite ist. Eine der anderen Frauen beteiligt sich. Beide dürften um die 30 sein. Wir wurden gemaßregelt! Daß ich das nochmal erleben durfte!

Wenig später in einer ziemlich - uhm - einfachen Kneipe (wir wollen eine Currywurst essen) lege ich meinen Mantel auf den Stuhl neben mir und werde zum zweiten Mal an diesem Abend zurecht- und bestimmt darauf hingewiesen, daß ein Mantel auf den Kleiderhaken an der Tür gehört. Die Kneipe ist wohlgemerkt mehr oder weniger leer.

Glanz, vergangener

In der Kneipe ist für Fasching geschmückt, man muß dort also sehr lustig sein. Im Fernsehen läuft Handball, gegen Ende weniger lustig. Die Currywurst kann mit Ballermann nicht entfernt mithalten. Die Bardame sieht tiefbetrübt aus. Verklagen will uns zum Glück niemand.

Ob die Bonner wohl einen Komplex haben, wo sie doch jetzt nur noch Ex-Hauptstädter sind und man sie besser Köln-Bonner nennen sollte? Oder ist Köln schon so weit südlich, daß die Karlsruher Mentalität der Bonner ähnlich ist?

Vielleicht ist es die Nähe zum Rhein! Kennt jemand noch mehr Städte am Rhein und könnte mir sagen, ob dort auch gerne gemaßregelt wird?

Ich fühle mich jedenfalls jetzt pudelwohl hier und kann beruhigt in's Bett gehen, damit ich morgen um 5 fit bin für den Weg zum Flughafen, den halben Tag Arbeit im Büro in London und die anschließende Fahrt nach Hause.

Tschö,
Jan

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