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Kinderkrams

Liebe Alle,

Ich bin gerade ein wenig frustriert.

Das ist bei mir nicht anders als bei allen meinen Kollegen und hat sicherlich mit der Übernahme durch Oracle zu tun, schließlich ist es schwierig, trotz vollkommen ungewisser Zukunft einfach ganz normal weiterzuarbeiten. Warten ist zermürbend.

Aber vor allem bin ich frustriert, weil ich müde bin und gerade zum ersten Mal in meinem Leben einen Microsoft Test nicht auf Anhieb bestanden habe. Jetzt sitze ich hier im Testcenter und warte auf Alessio, der den gleichen Test macht und sicher bestehen wird, so wie ich ihn kenne.

Müde bin ich zum Glück nicht nur einfach so, sondern weil Souad & ich am Wochenende bei "Little Ones' Fair" ausgestellt haben, und das kam so:

Tücher! Gute Tücher!

Lilia war was die Engländer ein "high-need baby" nennen. Als sie noch klein war (lang ist's her...) ging das so weit, daß Souad nicht mal einfach so eben auf's Klo gehen konnte ohne größeres Geschrei. Nach wenigen Tagen fand sie dann zum Glück die Lösung in Form eines Tragetuches.

Viele Stunden Recherche und drei Tücher später war sie dann soweit, daß sie in Internetforen anderen Leuten erklärte, wie man die Dinger am besten benutzt, und von da zum Verkaufen war es kein sehr großer Schritt mehr.

Wir beschlossen ein Budget, und Souad begann, an einer Webseite zu basteln und zu bestellen. Außerdem suchte sie nach lokalen Gruppen, bei denen sie vorführen konnte. Dann ging sie mit der Webseite online und wir warteten ab.

Nun ist der Markt für Tücher nicht sehr übersichtlich und es gibt reichlich Konkurrenz, aber in Manchester direkt noch nicht. Weil so eine Webseite von ganz allein natürlich nicht anläuft und weil die demonstrationsbedürftigen Gruppen auch nicht einfach vom Himmel fallen, wollte Souad also bei einer Show sein, quasi als Werbung.

Souad verkauft Tragetücher

Nach dem Wochenende kann man nur sagen: Hat sich absolut gelohnt!

Souad's Erwartung war gewesen, daß sie komplett ignoriert werden würde. Stattdessen war sie fast permanent am Vorführen, Erklären, Helfen oder einfach nur Reden. 6 Tücher hat sie verkauft, so viele wie in 3 Monaten zuvor per Internet. Und das obwohl zwei Konkurrenten anwesend waren, die beide etabliert sind und von denen einer direkt am Eingang war.

Natürlich tun uns beiden die Füße und Beine weh, aber das ist ein gutes Gefühl, und ich bin kraß stolz auf Souad, weil das ganze im Grunde als wirre Idee (und Beschäftigungstherapie für sie) angefangen hatte, und sich nun langsam aber sicher bemerkenswert weit entwickelt.

Die Konkurrenten am Eingang produzieren ihre Tücher übrigens selber, und noch während der Messe haben Souad und Kirsti angefangen, über Vertrieb zu reden: Die beiden hatten wohl vorher schon voneinander gehört und sahen die Messe als eine gute Gelegenheit, gleich ein Vertriebsabkommen zu schließen.

Überraschung

Ansonsten habe ich über Ostern ein Kunststück fertiggebracht: Ich habe mir am Samstag und Sonntag einen Sonnenstich geholt.

Ich bin nicht sicher, ob das am Samstag passiert ist, mittags beim Fußball auf dem Kunstrasen oder am Nachmittag bei "Gulliver's World", oder vielleicht doch am Sonntag, als wir 4 Stunden im Bruntwood Park verbrachten. Wahrscheinlich wird's die Kombination gewesen sein.

Am Montag jedenfalls hatte ich plötzlich knapp 40 Grad Fieber und Schüttelfrost und so, und damit ist auch endlich bewiesen, daß das Wetter hier gar nicht so schlecht ist wie sein Ruf.

Au

Kennt jeder: Man liegt im Bett und will eigentlich einschlafen, kann aber irgendwie doch nicht und wälzt sich dann stundenlang (gefühlt) herum. Am Morgen ist man völlig fertig und hat das Gefühl, überhaupt nicht geschlafen zu haben, oder vielleicht "höchstens eine Stunde oder so".

Interessanterweise scheint es das auch schon bei Kindern zu geben!

Lilia hat manchmal Abende, an denen ihr genau das gleiche passiert. Sie scheint dann mit irgendetwas unzufrieden zu sein, quengelt im Bett rum und geht uns auf die Nerven, und das mit geschlossenen Augen.

Sie drückt sich mit den Beinen irgendwo ab, meisten an Souads Bauch, und sie stützt sich auf ihre Arme und drückt sich hoch, meist etwas halbherzig bzw. verschlafen. Die Engländer nennen das "toss and turn".

Bei so einem Kleinkind, darf man nicht vergessen, sind die Proportionen etwas anders. Arme und Beine sind vergleichsweise kurz, und der Kopf ist ziemlich groß und vor allem eins: schwer. Daher führt das Hochdrücken im Halbschlaf meist zu (mittlerweile gefürchteten) Einschlägen, wenn Lilias Kopf wieder auf dem Kopfkissen landet, auf dem Bett, auf Souad, oder auch auf meiner Augenbraue.

Gestern beim Einnicken dann die Erkenntnis: Laß die Engländer sagen was sie wollen, ich nenne es ab jetzt "die Abrißbirne"

Soviel für heute,
Jan

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