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Noch einmal in's Kino

Zum letzten Mal in's Kino

Vor ein paar Tagen waren wir im großen UGC Komplex in Didsbury um uns "Ocean's Twelve" anzusehen, oder "Sideways", aber für letzteren waren wir zu spät. Wie schon die zwei Kinobesuche davor war auch dieser ein kleines Ereignis: Könnte ja das letzte Mal sein... Also habe ich ein wenig zelebriert, mit Hot Dog und großem Becher Cola (und groß heißt hier 2 Pints, also mehr als ein Liter!).

In Großbritannien sind Kinos so, wie ich mir das früher immer gewünscht hatte: Groß, guter Sound, alle Filme im Original, und vorne sind immer reichlich Plätze frei. So. Jetzt höre ich Euch schon sagen "Das ist doch in Deutschland seit Jaaaahren auch so", aber dann antworte ich "Ich habe aber seit Jaaaahren nicht mehr in Deutschland gewohnt!". Ha!

Zugegeben: Ein wenig war ich selbst schuld, weil ich Filme nun einmal gerne im Original sehen wollte (und das in Frankreich!).

Da kamen dann nur das "Mercury" (Ein Programmkino, in dem man monatelang "Crouching Tiger Hidden Dragon" sehen konnte oder auch "Festen" (ja: Dänisch mit französischen Untertiteln), klein und ungemütlich, wie sich das anscheinend für Programmkinos gehört), das "Rialto" (Kleine Leinwände, blöde Schlange draußen vor der Tür, kein Sound), die Dienstagsvorstellung im "Casino" (auf einer erträglich großen Leinwand, aber immer brechend voll) oder das "Arcades" in Cannes (das beste soweit) in Frage.

Kino an der Côte d'Azur

Was allen vier Kinos an der Côte d'Azur aber wirklich fehlte, war (oder ist) das ganze Brimborium drumherum: Nachos, Bier, Eis, Popcorn, Cola, Kirschohrringe oder Saure Stäbchen, was man halt noch so im Kino gerne mampft, und die ganze Atmosphäre, die ein ordentliches Kino zwischen Kasse und Saal ausstrahlt.

In Frankreich geht man einfach nur rein, zahlt an der Kasse, darf sich wenn's hochkommt aus einem Automaten oder einer Kühltruhe Cola, Wasser und Eis kaufen, geht in den Saal und sieht den Film. Kein Geknabbere vor oder nach dem Film, keine Bar, überhaupt generell kein Alkohol! Keine Stimmung!

Und das war übrigens auch in den "normalen Kinos" so, wenn ich mal einen französischen Film dort gesehen habe.

Jetzt kann man sicher trefflich diskutieren, ob ich da Atmosphäre mit Kommerz verwechsle. Will ich gar nicht ausschließen. Meine Hardcore-Kinogänger-Zeit hatte ich aber nunmal während des Studiums in Karlsruhe in der Schauburg, und deswegen gehören für mich Nachos und Bier ebenso dazu wie eine riesige Leinwand und laute Beschallung.

Nach fünf kargen Jahren in Frankreich konnte ich jetzt ein Jahr lang endlich wieder in richtige Kinos gehen. Ich mußte zwar immer noch mein Bier reinschmuggeln, aber ich kam mir deswegen nicht mehr vor wie ein Krimineller. Dazu kam noch das Wissen, daß es mit dem Kino bald erstmal vorbei sein würde, und schon wird jeder Film zu einem Ereignis. So soll's sein.

Entrückt

Vorgestern wäre eigentlich der Tag gewesen, an dem unsere Tochter hätte geboren werden sollen.

Klar, sowas kann man nicht präzise vorhersagen, aber wegen ihrer Größe hatte eine Ärztin im Krankenhaus eigentlich vorgestern die Geburt einleiten wollen. Dazu ist es aus verschiedenen Gründen nicht gekommen, aber ich schätze trotzem, daß es jetzt nicht mehr lange dauern wird.

Damit war der letzte Film, den ich als Nicht-Vater gesehen habe "The Life Aquatic with Steve Zissou" (auf Deutsch ganz schnöde "Die Tiefseetaucher"). Schöner Film, sieht sich fast wie ein Buch. Auf jeden Fall ist er kein durchschnittlicher Film, sondern einer, aus dem man entweder nachdenklich oder verwirrt herauskommt (oder vielleicht gelangweilt). Man fühlt sich ein wenig wie gleich nach dem Aufwachen, wie nach einem Buch eben.

Und damit paßt der Film astrein zu meinem Leben als Nicht-Vater, aus dem ich demnächst aufwachen werde. Im wahrsten Sinne des Wortes, tippe ich mal, und mit Einschlafen ist es dann wohl auch erstmal vorbei.

Gespannt wie Flitzebogen,
Jan

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