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Geburtstag im Zoo

Grüß Gott!

Bleib' ganz geschmeidig, Baby!

Heute Abend lief im Fernsehen die Übertragung der "nrj Awards", die in Cannes anläßlich der Musikmesse "Midem" vergeben wurden. Die Sendung war erwartungsgemäß recht langweilig. Ein unmotivierter, aber ganz, ganz witziger Moderator redete Quatsch, langweilige Stars bedankten sich artig, internationale Stars wurden "zugeschaltet" (ich würde eher sagen, die haben da ein Band abgespielt), wie immer halt.

Man huldigte Johnny Halliday ("die Stimme Frankreichs"), der eigentlich aus Belgien kommt, und für den im Fernsehen andere Regeln gelten als für seine Kollegen: Johnny ist Gott. Johnny wird nicht kritisiert, man huldigt ihm. Er ist der einzige Künstler in Frankreich, der nicht in zahlreichen Talkshows hart angegangen wird. Kein Moderator traut sich, böse zu ihm zu sein, obwohl sie das sonst sehr gerne und oft tun...

Im Fernsehen hier gibt es eigentlich immer mindestens eine Talkshow. Manche davon sind ein wenig schlüpfrig, einige haben die gleiche Zielgruppe wie dieser Pastor in Deutschland: Bügelnde Hausfrauen (Z.B. "C'est mon choix", "Das ist mein Wille").

Ein paar dieser Shows aber haben es in's Abendprogramm geschafft, sie sind quasi die Adligen unter den Talkshows. Die Präsentatoren dieser Shows sind Stars, ebenso die eingeladenen Gäste, üblicherweise Künstler, Politiker und Johnny Halliday, kurz "Johnny" (Den erwähne ich einzeln, weil er ja nicht wirklich Künstler ist und auch nicht Politiker, sondern eben Gott).

Recht früh an einem Samstag dümpelt dieses Schiffchen vor Cannes.

Es gibt natürlich in Frankreich Stars, die diesen Medienzirkus ablehnen und sich weigern, in solchen Shows aufzutreten. Der Prominenteste unter diesen Rebellen war lange Zeit Renaud, stilecht mit Filzhaaren und speckiger Lederjacke.

Leider ist auch Renaud irgendwann in den letzten Jahren schwach geworden, und bei den diesjährigen "nrj Awards" gewann er sogar zwei Awards, was ihm allerdings sichtlich unangenehm war...

Vom Radio zum Fernsehen

Wie Ingolf Lück in Deutschland kommen auch hier viele Moderatoren vom Radio zum Fernsehen. Der bekannteste dürfte Arthur sein, aber mir gefällt Laurent Ruquier am besten, den man im Zweiten sehen kann mit seiner Show "On a tout essayé" ("Wir haben alles probiert"). Konzept der Sendung: Sie probieren alles aus und erzählen dann, wie sie das fanden. Ausprobiert werden z.B. Filme, Bücher, Supermärkte, die Metro, irgendwelcher Schwachsinn, alles mögliche halt. Gäste sind auch immer da, die kommen aber nie zu Wort. Neben Ruquier gibt es noch eine Gruppe von Nebenmoderatoren, unter anderem eine ältere Dame, deren Rolle offenbar ist, seriös zu sein, oder manchmal auch pikiert. Sehr unterhaltsam.

"On ne peut pas plaire a tout le monde" ist auch so eine Sendung mit Nebenmoderation, allerdings nur mit einer. Marc-Olivier Fogiel moderiert, indem er seine Gäste selten ausreden läßt und ganz schnell redet. Er macht das, weil er schon als kleiner Junge berühmt werden wollte, und das sieht man auch... seine Komoderatorin Ariane (keine Ahnung wie die heißt, sie wird immer nur Ariane genannt) stellt die bösen Fragen, oder nimmt den Gast in Schutz, je nachdem.

Sehr gerne mochte ich immer "Union Libre" ("Freie Union"). Die Moderatorin hatte immer 6 ihrer Freunde bei sich, alle aus unterschiedlichen Ländern der EU. Lustig war dabei hauptsächlich Ray Cokes (ja, der war früher bei MTV) und der ewige Schaukampf zwischen der Moderatorin und dem Italiener. Zwischendrin wurden Fragen gestellt à la "In welchem Land der EU werden die meisten Käsesorten hergestellt?". Nett, aber leider abgesetzt.

"Vivement Dimanche" ("Endlich Sonntag") ist fast wie Johnny: Die Sendung ist eigentlich eine Show, aber sie ist dermaßen etabliert und seriös, daß das Wort kaum noch paßt. Michel Drucker, der Moderator, gehört zwar noch nicht zum alten Eisen, wohl aber zu den ältesten Moderatoren, die noch im Dienst sind. In seiner Show wird übrigens nicht nur Johnny Halliday Honig um den Bart geschmiert, sondern jedem Gast. Schließlich sind das alles gute, alte Freunde, oder so.

Auf der unangenehmen Seite des Spektrums habe ich zwei Shows zu bieten: "C'est mon Choix" und "Il n'y a que la véritée qui compte" ("Nur die Wahrheit zählt"). In ersterer diskutieren irgendwelche Leute extrem wichtige Themen ("8 Kinder. Zuviel?"), bei der anderen werden Leute eingeladen und vor einen Vorhang gesetzt. Auf der anderen Seite wartet eine Überraschung, z.B. ein lange verloren geglaubtes Familienmitglied oder so, und der Gast muß nach ein paar Hinweisen entscheiden, ob er den Vorhang öffnen will oder nicht. Tip: Der schlaue Fernsehzuschauer öffnet am besten gar nicht erst den Sender.

Ein fast ganz normaler Tag im Zoo

Heute ist Babysitter-Tag bei mir. Gegen halb 12 schwinge ich mich in Arnds Auto und fahre nach Mouans-Sartoux, um dort Noah aus der Krippe abzuholen. Auf dem Rückweg schläft er normalerweise ein, immer ganz kurz vor der Pitou, und dann lasse ich ihn im Auto ein wenig schlafen, bevor ich ihm sein Mittagessen gebe und ihn dann um halb 2 bei seiner Großmutter in Grasse abliefere.

Sobald Noah im Auto sitzt, will er das Radio hören. Er zeigt darauf und proklamiert "LALLJO!" oder "BALLJO!", und wenn ich es dann anschalte, lacht er. Dann fahre ich los, er singt ein wenig mit und entschlummert dann sanft. Ha! Heute nicht! Gerade als ihm der Kopf auf die Brust sinken will kommen Nachrichten und davon wacht er auf.

Zuhause setze ich ihn erstmal in der Küche ab. Während ich im Kühlschrank forsche, was wohl für ihn sein möge, läuft er in's Wohnzimmer und verschwindet dann in den Garten. Eigentlich läuft er nicht wirklich, man muß das eher "stelzen" nennen, aber das ist nunmal so am Anfang.

Ich folge Noah in den Garten und finde dort: Noah, meinen Kater, Arnds Hund, und ... ein Pferd! Im Garten steht ein fettes, weißes Pferd! Soso.

Mir fällt ein, daß ich neulich vage sowas in der Art aufgeschnappt hatte, aber überrascht bin ich trotzdem. Das Pferd hat wohl die ältere Tochter unserer Nachbarn da zwischengelagert, nehme ich mal an.

Cannes ist modern, das sieht man an den Farben...

Ein Pferd hat schon theoretisch eher was mit "ländlich" zu tun, oder mit "Bauernhof", "stinkt" und so. Zumindest sind das Dinge, die ich mit der Idee "Pferd" verbinde. Ich war während meiner Zivizeit öfter mal in einem Reitstall, und irgendwie habe ich den Eindruck, ich könnte mich noch an den Geruch erinnern. Naja, wie dem auch sei, heute bin ich einfach nur verblüfft. Und ich stelle fest, daß das Pferd eigentlich ganz gut in die Kulisse paßt.

Ich lasse Noah eine Weile durch den Garten staken und beobachte derweil den Zoo. Mein Kater fängt unbarmherzig ein Palmwedel. Caramel knabbert an einem Stückchen sehr trockenen Brotes und das Pferd schifft auf die Wiese. Ein Huhn erscheint aus dem Nichts, sitzt auf dem Zaun und zieht sich dann hastig zurück, als es die großen Augen des Katers auf sich gerichtet sieht. Der Hahn kräht zaghaft irgendwo im Hühnerstall, woraufhin die Gänse kurz Krach machen. Der Rest der Hühner sowie die Enten halten sich vornehm zurück. Eine wahre Idylle.

Fehlen tun eigentlich nur noch die Hündin der Nachbarn ("Molly") mit ihren 9 Welpen, der scheue Kater der Nachbarn ("Shogun") und "Dreckstöle!", ein alter Schäferhund, der einem weiter entfernten Nachbarn gehört.

Der Nachbar will "Dreckstöle!" nicht mehr haben, und wollte ihn laut Auskunft unserer Nachbarn schon einschläfern lassen, weil er sehr alt ist und zudem noch Krebs hat. Unsere Nachbarn fanden das gemein, und so wurde es nicht getan, und weil der entfernte Nachbar den Hund ja nicht will, läßt er ihn abends raus. Er hängt dann auf der Pitou rum und macht, wozu er da ist: Er bellt. Das tut er manchmal die ganze Nacht durch und daher hat er seinen Namen.

So gegen halb 1 will ich Noah füttern, also unterbreche ich sein Lieblingsspiel (Tür aufmachen, Tür zumachen, Tür aufmachen, ...) und nehme ihn mit in die Küche. Normalerweise ißt er gern und ist infolgedessen unkompliziert. Heute jedoch fängt er an zu brüllen, kaum daß ich ihn in seinen Stuhl gesetzt habe.

Ich beschließe, erstmal sein Essen warm zu machen, vielleicht hört er ja bis dahin auf. Das "PING!" der Mikrowelle scheint ihn auch kurz zu beruhigen, dann jedoch brüllt er wieder los, insbesondere wenn ich Anstalten mache, Essen auf den Löffel zu schaufeln oder den Löffel seinem Mund zu nähern.

Ich probiere eine knappe halbe Stunde lang, ihn doch noch zu füttern. Erst warte ich ab, bis er aufhört zu schreien. Dann nehme ich wieder den Löffel in die Hand ... BRÜLL! Ok, klappt nicht. Ich warte wieder und versuche es nochmal... BRÜLL!! Hm... schwierig... ich nehme den Teller und bringe ihn weg. Noah streckt die Hand aus. Ha! Doch hungrig! Also nochmal... Löffel, Essen drauf, ... BRÜLL!!! Nee, war's auch nicht.

Um 1:10 gebe ich auf und lasse ihn wieder abzuckeln. Er krabbelt stracks nach draußen vor die Küche, wo er erst versucht, Caramel Stöckchen anzubieten und dann stattdessen vor sich hin lamentiert.

Ich räume kurz die Sachen vom Tisch, ziehe ihm dann seine Jacke an, setze ihn in's Auto (Ja Noah, Radio) und fahre los. Nach 10 Sekunden schläft Noah tief und fest. Hm... war wohl ziemlich müde.

Leider wacht er bei Carines Mutter wieder auf, als sie den Türsummer drückt, aber ich bin sicher, daß er schnell wieder einschläft... ich jedenfalls fahre nach Hause und bin froh, daß Noah normalerweise sehr angenehm ist.

Auf dem Rückweg finde ich auf unserem Tennisplatz die Nachbarin mit ihrem Sohn. Die Beiden wollen wohl Tennis spielen, haben aber wegen Caramel und dreier Welpen auf dem Platz ihre liebe Not damit...

Ich mag unseren Zoo.

Obwohl das Mittelmeer eigentlich kein richtiges Meer ist, gibt es doch Möwen hier.

Arbeiten

Dieser Monat ist anders. Jakob hatte Max und mich im Dezember mit einem Dänen zusammengebracht, dessen Firma im CICA nach deutschen oder deutschsprachigen Mitarbeitern suchte. Wie sich dann herausstellte, sucht die Firma noch nach Investoren, was ja im Moment nicht so ganz einfach ist, aber immerhin war das mal eine Möglichkeit.

Im Januar kam der Däne dann an und fragte, ob wir in der Zwischenzeit nicht eine Webdatenbank für ihn machen wollen würden. Wollten wir natürlich. Also sitzen wir seit Anfang Februar mal wieder im CICA und programmieren und installieren. Für mich ist also das Leben diesen Monat mal wieder ganz anders als sonst: Ich gehe jeden Tag zur Arbeit, ich esse mittags Sandwiches am Place Bermond, ich habe einen Büroschlüssel und sogar eine Badge! Ich bin wieder ein Mensch!

Ich muß allerdings gestehen, daß das anfängliche Hochgefühl darüber eigentlich schon fast wieder weg ist. Schade, daß man sich immer so schnell an alles gewöhnt.

Demographie

Das Hirn des Homo Sapiens ist sehr gut, wenn es darum geht, Ausnahmen zu bemerken, oder ganz generell signifikante Dinge. Deswegen ist es nett, 30 zu werden, oder auch 18, 20, 40, 65 oder gar 100. Wenn man nun allerdings 34 wird, muss man sich schon anstrengen. Was ist also heute anders als sonst?

Für's nächste Jahr weiß ich schon eine signifikante Änderung, da werde ich nämlich aus der Gruppe der 25-34-jährigen in die nächsthöhere demographische Gruppe wechseln.

Der Beweis: Die Sonne steht tief, es war wirklich früh!

Gesucht, gefunden...

Heute habe ich bei einem Blick auf die Logfiles meiner Webseiten bemerkt, daß bemerkenswert viele Besucher über Suchmaschinen wie Google zu mir kommen, und zwar mit teilweise seltsamen Suchwörtern.

"Gallenblase", "Frankreich" und "Fotos" sind die häufigst gesuchten Begriffe, die sind natürlich nicht komisch. Aber "Frauen mit Schwimmwesten im Boot" finde ich schon interessant, ebenso "Jemand hat mir meine Liebe geklaut".

Wer auch immer "Hose nichts drunter" oder "Badehose ausziehen" gesucht hat, wollte doch bestimmt anzüglichere Dinge lesen als meine Seiten, und ob ich unter "diamanten aus verstorbenen" wirklich gefunden werden möchte, weiß ich noch nicht so recht. Ich wundere mich auch, daß man unter "Ameisenhaufen ausrotten" meine Seiten findet.

Sehr schön war die Häufung des Suchbegriffes "Antibes" im Frühjahr: "Antibes Strand", "Antibes Stadtplan", "Antibes Restaurant", "Antibes Party", "Antibes Prostitution". Ich hoffe, die Reihenfolge stimmt :-)

Manchmal stellen sich die Leute Fragen, und eine davon möchte ich heute beantworten "Wo liegt Frankreich eigentlich"? Frankreich, liebe Leute, liegt grob im Südwesten.

In diesem Sinne,
Jan

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