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Weg der Schande

Hannedonna!

Weg der Schande

Vor ein paar Tagen komme ich nach Hause gefahren, den "Chemin de la Rourée" herauf, der zum "Chemin des Parettes" führt.

Der Chemin de la Rourée ist eine besondere Straße. Wer schonmal zu uns gefahren ist, erinnert sich vielleicht an den überraschend steilen Weg, der aus irgendeinem Grund direkt auf und über die Hügelkuppe bei uns führt, bevor dann 20m weiter unten der Chemin des Parettes abzweigt.

Wenn man nicht zu uns abbiegt, sondern weiter dem Chemin de la Rourée folgt, trifft man nach etwa einem Kilometer teilweise erschreckend steiler Abfahrt auf eine etwas größere Straße nach Grasse. Auf dem Rückweg vom Hyper-U z.B. fährt man hier auch wieder hoch.

Eine weitere Besonderheit des Chemin de la Rourée ist, daß er bis zu unserer Hügelkuppe (also östlich) zu Opio gehört, danach (also westlich) zu Grasse. Aus irgendeinem Grund führen die beiden Orte manche Dinge gemeinsam durch, z.B. das Abmähen der Vegetation am Straßenrand, andere aber nicht, z.B. das Teeren.

Der Chemin de la Rourée wurde in den vier Jahren seit ich ihn kenne nicht einmal geteert. Wie das für südfranzösische Straßen üblich ist, bilden sich die Schlaglöcher schneller als man "Hups" sagen kann, sie werden dann aber immer nur einfach zugeteert. Ich würde das "geflickt" nennen, wenn man nicht normalerweise bei "geflickt" an eine halbwegs haltbare Lösung denken würde. Nunja...

Anfang des Sommers überraschte uns dann auf einmal der erste Teil des Chemin de la Rourée mit einer neuen Teerdecke! Opio hatte tatsächlich seinen Teil neu geteert. Natürlich hätte der andere Teil es viel nötiger gehabt, aber man ist ja nicht wählerisch. Und zumindest ich dachte, daß die andere Seite nicht lange auf sich warten lassen könne.

Hornissen sehen fies aus!

Im September kamen mal wieder die Jungs mit den Mähmaschinen und säbelten die Straßenränder um. Das war's dann aber auch.

Vor ein paar Tagen also komme ich den Chemin de la Rourée hochgefahren und sehe schon wieder die Jungs mit den Mähmaschinen. Ich denke "schon wieder?" und "die sollten lieber mal teeren..." und bin am nächsten Tag freudig überrascht: Das Straßenschild "Chemin de la Rourée" ist durchgestrichen und direkt darunter hängt ein handgemaltes Schild: "Chemin de la HONTE" ("Weg der Schande"). Da hat wohl jemand ähnlich gedacht wie ich...

Ein Foto

Pflichtbewußter Chronist der ich bin, will ich ein Foto dieses netten Schildes machen, am besten noch mit einem Stückchen Holperstraße im Bild.

Damit so ein Bild gut wird, muß man auf viele Dinge achten: Der Ausschnitt muß passen, die Beleuchtung stimmig sein, ein wenig Wasser auf der Straße wäre nett, damit man die Löcher besser sieht, und so weiter. Auch der Gemütszustand des Fotografen spielt eine Rolle! Ich warte also auf den richtigen Moment.

Nur eine Woche später beschließe ich, das Foto nun aber endlich zu machen, gleich morgen...

Und am nächsten Tag ist es zu spät, die Straße ist frisch geteert, Grasse hat sich unser erbarmt und den "Chemin de la Honte" wieder zu einer echten Straße gemacht! Zur Feier dieses Anlasses werde ich am Samstag mein Auto waschen, den Reifendruck prüfen und dann den kompletten Chemin de la Rourée hin und wieder zurück abfahren. Oder so.

Weihnachten

Am nächsten Donnerstag fliegen wir nach Hamburg, und zwar über Schiphol. Am Mittwoch schreiben meine lahmen Studenten ihre Abschlußprüfung. Die muß ich dann noch am selben Abend benoten, damit ich am Donnerstag die Endergebnisse an meinen Boß durchgeben kann, denn er will die vor Weihnachten haben, weil ein paar der Studenten im Januar in die USA umziehen. Mittwoch wird also stressig.

Mein Kater wird erwachsen.

Am Dienstag verteidigt Bernhard seinen Doktor, danach gibt es Glühwein. Ich werde morgens den Doktorhut basteln und zwischen Vortrag und Glühwein kurz zu Carrefour fahren um ein Geschenk zu kaufen. Dienstag wird also stressig.

Heute werde ich die Klausur für Mittwoch basteln. Mein Kater liegt auf meinem rechten Arm. Das ist angenehm, macht aber das Schreiben nicht einfacher. Theoretisch müßte ich heute auch noch zwei Weihnachtsgeschenke kaufen, aber seit Samstag habe ich dazu keine Lust mehr.

Samstag waren wir nämlich erst bei Carrefour (ganz schlimm) und danach in einem Spielzeugladen, Geschenk für meine Nichte kaufen. Man glaubt gar nicht, wieviel Spielzeug heutzutage Geräusche macht, und wie laut es deswegen in einem Spielzeugladen sein kann! Und natürlich sind die Geräusche alle irgendwie gleich: quäkendes Gedudel. Das liegt natürlich daran, daß die Geräusche aus winzigen Billiglautsprechern kommen, aber das ist ja wohl keine Entschuldigung!

Wie dem auch sei, bis zum Abflug am Donnerstag werde ich gestreßt sein. Eigentlich ist das ja auch normal vor Weihnachten, und im Grunde läuft es dieses Jahr sogar richtig gut: Ich habe noch nie so früh schon einen Teil der Geschenke gekauft gehabt. Trotzdem mag ich keinen Streß.

Entspannen...

Ich gebe mir selbst also noch eine kurze Schonfrist bis 12 Uhr und tippe gemütlich vor mich hin. Der Kater wärmt mittlerweile meinen linken Arm.

Zu erzählen gäbe es vielleicht, daß 2002 hier so endet, wie es angefangen hat: Mit viel Regen. Das Jahr war ziemlich naß hier unten, dafür aber auch bemerkenswert grün. Zur Zeit ist der Regen willkommen, denn schon ab 1200m fällt er als Schnee und bleibt auch liegen. Gréolière-les-Neiges liegt schon gut im Schnee. Ende letzter Woche lag sogar für ein paar Stunden Schnee auf dem Berg oberhalb von Gourdon, direkt an der großen Kugel.

Die Boule im 500mm Obektiv

Die Wintersportsaison dürfte dieses Jahr lange dauern und gute Bedingungen mitbringen. Ich werde zwar nicht mitspielen, aber vielleicht fahre ich diesen Winter ja doch mal hoch in die Berge und mache ein paar Fotos im Schnee. Die passenden Schuhe habe ich neulich überraschend bei Décathlon gefunden...

Vorerst ausgeschnuppt...

Gerne hätte ich diese passenden Schuhe übrigens in der Nacht vom 18. auf den 19. November angehabt.

In den Morgenstunden des 19.11. war eines der zwei für dieses Jahr angekündigten Maxima der Leoniden. Da die Leoniden eigentlich immer spektakulär sind, vor allem aber weil dieses Jahr für absehbare Zeit die letzte wirklich gute Möglichkeit war, sie zu sehen, waren Bernhard und ich von 4:30 bis etwa 6:00 auf dem Berg oberhalb von Gourdon, auf etwa 1100m Höhe auf einem Parkplatz.

Wir lagen in dicken Schlafsäcken auf Isomatten im Windschatten eines flachen Felsens und waren auch sonst gut ausgerüstet mit Mützen und Handschuhen, aber kalt war es trotzdem. Dafür war es aber auch sehr sehenswert, und zwar trotz des Fast-Vollmondes, der die ganze Szenerie in ein fahles Licht tauchte und den Himmel ziemlich hell sein ließ.

Nach allem, was ich bisher gehört habe, war das Wetter über fast ganz Deutschland in der Nacht bedeckt. Nur drei der Leser aus der Astronomie-Newsgroup haben überhaupt Fotos gemacht, und alle drei waren in Frankreich. Die anderen beiden sind extra mit Kind und Kegel in's Massif Central bzw. an die Mittelmeerküste gefahren, und das hat sich offensichtlich gelohnt.

Zwei Leoniden in einem Bild! Die Ausbeute war dieses Jahr super.

Der krönende Abschluß des Abends waren 28 Leoniden auf 22 Dias. Das ist nicht nur mein persönlicher Rekord, sondern auch noch ganz allgemein eine extrem gute Ausbeute. Von den Perseiden im August z.B. habe ich nur einen einzigen auf Dia, und der ist ziemlich schwach. Die Dias sind sogar nach dem Scannen noch gut genug, daß man Leoniden sehen kann!

Ich erinnere mich beim Schreiben dieser Zeilen wieder an den Abend und heute Abend werde ich mir nochmal die Dias ansehen. Sehr entspannend ist das... und mehr wollte ich ja auch gar nicht.

Ich wünsche Euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!
Jan

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