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Von Fröschen und Zikaden

Bongiorno Boys!

Hyper-U

Carrefour hat einen Konkurrenten!

Am 12.6. hat im Industriegebiet Grasse ein neuer Supermarkt aufgemacht, ein Hyper-U...

Nachdem die Super-U Läden von anderen Großschuppen deklassiert wurden, mußte ein Name her für einen noch größeren Laden: Hyper-U! Und als nächstes? Mega-U? Das wäre eher was für Japaner, glaube ich, also warten wir einfach mal ab.
In Deutschland ist das übrigens einfacher, da kommt nach dem Supermarkt und dem Großmarkt dann einfach der Riesenmarkt. Natürlich könnte man jetzt mit "Der Name ist aber verwirrend!" kommen, aber ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, daß jemand ernsthaft glaubt, man könne da Riesen kaufen.
Spaßig wird es, wenn sich neben dem Großmarkt und Riesenmarkt dann wenig später noch ein Gößeralsgroßaberkleineralsriesenmarkt ansiedelt... wer soll sich denn das noch merken? Vor allem ist man ja schneller vom Supermarkt wieder da, als man "Schatz, ich geh' mal eben zum Größeralsgroßaberkleineralsriesenmarkt!" auch nur gesagt hat.

Wenn man halb-assimilierter Franzose ist, muß man da natürlich hin, denn das ist immerhin ein großes Ereignis!

Einer unserer Frösche sitzt am Rande des Pools in der Sonne.

Der Parkplatz sieht auf den ersten Blick fast lächerlich klein aus, und natürlich ziemlich voll, aber ich erkenne neben dem Gebäude ein Schild "Mehr Parkplätze im Untergeschoß" und fahre also runter in den Schatten, der sich als erstaunlich geräumig und vor allem leer entpuppt.

Fragt mich jetzt nicht, wieso die Franzosen darauf bestehen, an einem Tag mit 30°C Lufttemperatur in der Sonne zu parken, anstatt im kühlen Keller... Überhaupt ist die Côte d'Azur die Gegend für Tiefgaragen. Ich muß mir nochmal ansehen, ob das Parkdeck oben über dem Carrefour wirklich überdacht ist, wäre ja auch nicht dumm.

Nach oben zum eigentlich Schuppen fährt man gemütlich per Laufband, sehr angenehm und alles gut klimatisiert.

Der eigentliche Hyper-U ist ein wenig wie sein Parkplatz: Etwas zu bescheiden für das, was ich erwartet hatte. Aber das macht nichts, denn er ist nur ungefähr 10 Minuten von uns entfernt und weit weniger frequentiert als der Carrefour, den man am Wochenende und unter der Woche vor 21h30 wirklich meiden sollte.

Rudi Völler Fußballgott!

Ich weiß, wir haben verloren. Ich wollte aber trotzdem mal darauf hinweisen, daß wir immerhin im Endspiel waren, und das hätte ja wohl niemand erwartet.

Also macht nicht den Miesepeter! Stimmt ein: Einrudivöller ... es gibt nur einrudivöller ... einrudivöööööööööller, ... es gibt nur einrudivöller

In vier Jahren bringen wir das Ding nach Hause, habe ich mir sagen lassen, das ist eh besser, und bis dahin machen wir uns über die Franzosen lustig, die doch wirklich geglaubt hatten, sie wären jetzt eine große Fußballnation!

Blick nach Norden durch das 16mm Fisheye Objektiv. Das Bild deckt von einer Ecke zur gegenüberliegenden 180° ab.

90% aller Werbespots waren bis vor zwei Wochen noch mit Zidane, 5% mit anderen Spielern, und der Rest nur locker mit dem Thema verwandt. Und dann, am 11. Juni, stellten die Franzosen einen neuen Negativrekord auf, und die Werbekunden von TF1 brauchten nur zwei Tage, bis sie ihre Werbungen abgesetzt oder geändert hatten.

Heute haben wir Zizou einmal in einer Werbung gesehen, und das ist jetzt schon so selten, daß ich mich darüber wirklich gewundert habe.

Wundersame Natur

Wie immer Anfang Juli hört man immer seltener die Frösche quaken, aber dafür immer lauter die Zikaden zirpen. Der Wechsel zwischen den beiden Sommergeräuschkulissen ist recht abrupt, und er findet immer ziemlich genau um den 1. Juli herum statt, bzw. kurz nach der Sommersonnenwende.

Ich frage mich seit ich hier bin, ob die Frösche und Zikaden jeden Abend in ihre kleinen Kalenderchen gucken, ob denn schon der 1. Juli ist, oder ob sie irgendwie anders merken, daß es Zeit ist für den Wechsel.

Blick nach Norden durch das 28mm Weitwinkelobjektiv. 28mm sind für Landschaften ganz gut geeignet, wenn man einen interessanten Vordergrund im Bild hat.

Vielleicht versammeln sie sich abends heimlich vor den Fenstern der Menschen und gucken die Nachrichten, an deren Ende immer die Ephemeriden für den nächsten Tag gezeigt werden? Oder sie schreiben mit, wie lange jeweils die Sonne scheint, und sobald das weniger wird, sind die Frösche beleidigt und ziehen eine Flunsch, was wiederum die Zikaden (ihre Erzfeinde!) froh macht, so froh, daß sie von nun an monatelang zirpen.

Vielleicht nutzen Frösche und Zikaden die gleichen Plätze für ihre Konzerte, sodaß sich die Zikaden nicht aus ihren Löchern trauen, solange die Frösche mit ihren bekanntlich langen und für Insekten durchaus gefährlichen Zungen noch da sind ... slurp ...

Ich bin ja nun kein Biologe, also muß ich das nicht wissen. Wohl aber bin ich Patenonkel, und als solcher werde ich in ungefähr drei oder vier Jahren (oder zwei, mein Patenkind ist schließlich ein Schlauer!) bestimmt genau diese Frage beantworten müssen.

Ich wäre kein guter Patenonkel, wenn ich mir nicht frühzeitig über solche Dinge Gedanken machen würde, und so freue ich mich, schon heute die Antwort verkünden zu können, die ich vor allem meinem intensiven Studium amerikanischer Erziehungsliteratur (Calvin & Hobbes) verdanke, und die ich dermaleinst geben werde, wenn Noah mich danach fragen sollte:

"Noah, mein Patensohn, das ist eine gute Frage. Ich will versuchen, es Dir zu erklären. Alles hängt zusammen mit der Fortpflanzung. Das ist ein kompliziertes Wort, und Du mußt es Dir nicht merken, Du kannst auch einfach 'Kinder kriegen' sagen."

Blick nach Norden durch das 50mm Normalobjektiv. Ein Normalobjektiv stellt die Proportionen etwa so dar, wie wir sie auch sehen.

"Menschen haben Babies, aus denen werden dann Kinder, aus den Kindern werden Schulkinder, dann Studenten, und dann Erwachsene. Manchmal werden aus Schulkindern auch kleine Spinner, aus denen werden dann große Spinner, aber das ist jetzt nicht wichtig."

"Frösche legen Eier, so wie die Vögel, die nennt man Laich. Das sieht glibbrig aus und schwimmt im Tümpel. Laich verwandelt sich dann in Kaulquappen, die schwimmen auch im Tümpel herum und sind sowas wie die Kinder bei den Fröschen. Aus den Kaulquappen werden dann Frösche, das sind die Erwachsenen."

"Wenn die Froscherwachsenen neue Froschbabies gemacht haben, passiert etwas geheimnisvolles: Im Juli, wenn die Tage lang sind, und die Nächte kurz, verwandeln sich die älteren Froscherwachsenen in Zikaden! Sie haben genügend Froschbabies gemacht und wollen jetzt ihre Ruhe haben. Deswegen hört man immer im Juli auf einmal tagsüber die Zikaden zirpen. Das sind die Froschgroßeltern, die schnarchen."

"Und was passiert mit den anderen Fröschen, die noch keine Babies gemacht haben?"

"Die sind ganz leise, damit sie die Zikaden nicht stören. Wenn Oma Mittagsschlaf macht, sind wir doch auch immer ganz leise."

Blick nach Norden durch das 135mm Teleobjektiv. Ein 135mm ist ein leichtes Tele. Man kann es auch gut für Porträts benutzen.

Wie schon erwähnt wird mein Patensohn ein Schlauer, also wird er vermutlich später am Abend zur Sicherheit nochmal seine Eltern fragen, und die werden ihm erklären, daß man Onkel Jan nicht immer alles glauben sollte, was er so erzählt.

Ameisenherz kennt keinen Schmerz

Und wo wir gerade beim Thema Natur sind: Stimmt es, daß Ameisen sich nicht verletzen, wenn sie aus hoher Höhe fallen? Mir zumindest kommt das so vor.

Nur, warum sieht man dann ganze Ameisenstraßen an Häuserwänden rauf und vor allem runter klettern? Kann es wirklich sein, daß die Natur die Sprungfestigkeit der Ameisen brachliegen läßt? Wieso springen die nicht? Geht doch viel schneller!

Klar, das könnte einfach daran liegen, daß Ameisen mit dem Konzept "Abkürzung" überfordert sind, aber wundern tut es mich trotzdem.

Das Sommerloch

Eigentlich gibt es gar kein Sommerloch. Bei uns z.B. ist im Sommer die Hölle los, sowohl an der Côte d'Azur allgemein, als auch bei uns auf der Pitou, weil ja immer die Vermieter im Sommer einige Zeit hier verbringen.

Während also draußen vor meiner Tür ein Rudel Kinder und Heranwachsender permanent Krach macht, als würden sie sich davon ernähren, fallen meine eigentlichen Mitbewohner durch teilweise mysteriöse Abwesenheit auf.

Klar, die machen entweder Ferien oder schreiben an ihrer Doktorarbeit, trotzdem fühle ich mich ein wenig wie der letzte der Mohikaner...

Blick nach Norden durch das 500mm Teleobjektiv. Mit einem 500mm Tele kann man eigentlich nur auf Stativ fotografieren.

Ich hatte ja letztesmal schon erwähnt, daß ich hier auf die Dauer die soziale Anbindung verliere, aber so langsam sollte ich mich wirklich dringend mal wieder rasieren, und ein Friseurbesuch wäre sicher auch nicht falsch...

Andererseits macht Sommerhitze träge, und morgen kann ich das ja auch noch erledigen.

Zoomen bis der Arzt kommt!

Ausnahmsweise kommentiere ich mal die Bilder zu diesem Bericht. Das ist zwar fies für die, die nur die Mail lesen, aber ich mach's trotzdem.

Die unteren 7 Bilder sind allesamt von der gleichen Position aus aufgenommen, nur mit unterschiedlichen Objektiven. Die Brennweiten der Objektive reichen von 16mm (Fisheye) bis 1000m (Tele).

Blick nach Norden durch das 500mm Teleobjektiv mit 2x Telekonverter. Der Konverter verdoppelt die Brennweite auf 1m. Das ist in den meisten Fällen schon zuviel des guten ...

Jedes Bild ist ungefähr mit der doppelten Brennweite des vorherigen aufgenommen, also mit 16mm, 28mm, 50mm, 135mm, 270mm, 500mm und 1000mm. Das 16mm Objektiv ist ein Fisheye, von einer Bildecke zur gegenüberliegenden sind also 180° abgedeckt. Das 28mm ist ein normales Weitwinkelobjektiv, das 50mm ein Standardobjektiv (Fotos mit dem 50mm entsprechen in den Proportionen in etwa dem, was unsere Augen wahrnehmen). 135mm gelten als "leichtes Tele", sowas kann man auch gut für Porträts benutzen. Das 500mm ist ein ziemlich starkes Teleobjektiv. Auf die 270mm und 1000mm kommt man, indem man das 135mm/500mm mit einem 2x-Telekonverter kombiniert, und die 1000mm Brennweite im letzten Bild sind eigentlich schon zuviel des Guten...

Aufgenommen sind alle Bilder auf Fujichrome Velvia, dem buntesten Diafilm auf dem Markt. Den werde ich auch beim Fescht exzessiv verknipsen, tagsüber zumindest.

Bis zum Fescht!
Jan

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