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Liebe Diebe...

Moin!

Briefkasten weg!

Ihr werdet es nicht glauben: Jemand hat unseren Briefkasten geklaut.

Ich zumindest konnte es zuerst gar nicht glauben, als mir am Sonntagmorgen aufgefallen ist, daß da was fehlt.

Es war ein schöner Briefkasten, den wir da hatten, ein amerikanischer, länglicher, silberfarben und vor allem groß genug für bestellte DVDs. Irgendjemand sah das wohl ähnlich. Anstatt sich nun aber so einen Briefkasten zu kaufen, entschied dieser Jemand anscheinend, eine Verbrecherlaufbahn einzuschlagen und unseren Briefkasten kurzerhand zu entwenden, inklusive der Eisenstange, auf der er montiert war!

Ich bin sicher, daß die Polizei diesen Verbrecher früher oder später einer gerechten Strafe (8 Stunden am Tag Briefe sortieren z.B.) zuführen wird, habe aber dennoch am Montag einen neuen Briefkasten erstanden und montiert, schließlich kommt die Post ja jeden Tag, und wer weiß, wie lange es dauern wird, bis die Polizei bei dem ganzen Diebesgut unseren Briefkasten findet und uns zurückgibt. Ich habe da eher meine Zweifel, daß das bis Montag was wird...

Nunja. Montag also mache ich mich auf, einen neuen Briefkasten zu kaufen, auf zum Baumarkt (Wohin sonst?). Bereits nach wenigen Sekunden weiß ich, daß es kein schönes, großes, amerikanisches Modell zu kaufen gibt. Mist. Deswegen also hat Jemand unseren mitgenommen, er muß sich vorher beim Baumarkt erkundigt haben! Kann man da auf 'Mittäterschaft' plädieren? Vielleicht würde unser neuer Briefkasten dann etwas günstiger, EUR35 erscheint mir recht teuer...

Wie macht man den wohl fest? Ich beschließe, nicht für weitere EUR30 Eisenstange und Eisenplatten zu kaufen, sondern einfach nach Draht zu suchen. Was heißt wohl Draht auf Französisch? Natürlich: Fil de fer, Eisenfaden!

Wieder zuhause mit dem neuen Stück mache ich mich an die Arbeit: Der Briefkasten kommt diesmal woanders hin. Nicht mehr rechts vom Kasten unserer Nachbarn, weil die rechts von uns wohnen. Das hat die Briefträger zu sehr verwirrt. Links also... hm...

Wir pflegen unseren Briefkasten vom Auto aus zu leeren, also Fenster runter, reingreifen, Fenster wieder rauf. Das ist sehr praktisch, allerdings war der Briefkasten vorher ein wenig zu sehr in der Ecke montiert, da kam man nicht mehr mit dem Auto hin, wenn die Nachbarn das Tor zu hatten, z.B. abends. Naja, das Problem haben wir ja links von deren Kasten eh nicht.

Praktisch wäre es, wenn man nicht nach dem Leeren des Briefkastens erstmal wieder einige Meter zurücksetzen müßte... ha! Ich montiere das Ding einfach an unser Gartentor! Schön auf autofreundlicher Höhe (Arnd fragen, ob's für seinen Terrano ok ist), die hintere Tür lassen wir einfach offen (Damit man Päckchen reintun kann, und damit auch Bernhard mit seinem kaputten Fenster einfach die Tür öffnen und rückwärts reingreifen kann), Namen vorne drauf mit Pfeilen zur Orientierung (Der Päckchenbote kommt tatsächlich manchmal bis an die Tür!), fertig.

In dem Moment kommt der Briefträger auf seiner Mofa und macht alles zunichte: "Ah... das ist aber unpraktisch, da muß ich ja zweimal anhalten". Ich verspreche ihm, mit meinen Mitbewohnern über das Thema "Stange kaufen und Briefkasten links neben Briefkasten der Nachbarn montieren" zu reden. Brrrr... und es wäre so schön gewesen.

Notre Dame du Brusc ist eine kleine, alte Kirche gleich hier um die Ecke. Man kommt leider nicht in den Innenraum hinein.

Frag' doch einfach den Franzosen!

Ein paar Tage später sitze ich mit meinen ehemaligen Kollegen beim Mittagessen in einer Art Steak-House, wir quatschen so, und ich überlege, ob ich mal Eric, unseren Quotenfranzosen, nach der Geschichte befragen soll.

Wenige Minuten später stecken wir in einer kleinen Gesprächspause ("Hassen sie das nicht auch?" - "Was denn hassen?") und ich wage es einfach. Hier um der Kürze Willen direkt seine Antwort, die er nach angemessener Denkpause mitteilt: "Warte draußen auf den Briefträger und schenke ihm eine Flasche Wein."

Tja, Frankreich... abgesehen davon bin ich sicher, daß auch Euer (ja... auch Dein) Briefträger so ein nettes Geschenk zu schätzen wüßte! Wer also mag, darf gerne seinem Briefträger eine Flasche Wein schenken, und wer weiß, vielleicht passieren ja dann interessante oder lustige Sachen. Man kann nie wissen. Ich jedenfalls werde das demnächst ausprobieren.

Blöde Zecken!

In letzter Zeit gehe ich öfter mit Carine und dem Baby spazieren, normalerweise hier in der Umgebung. Da das auf die Dauer langweilig wird, wollten wir heute mal ein wenig in Richtung Berge fahren, auch weil heute morgen noch Schnee an der großen Kugel gelegen hatte, und Carine wollte unbedingt Noah zeigen, was Schnee ist.

Nun gut, wir fahren also hoch nach Gourdon und dann weiter zu dem Parkplatz, von dem aus wir immer zur Kugel hochgehen, und neben dem ich manchmal Sterne begucken gehe. Wir parken am Weg, wie noch viele andere Touristen. Der Tag ist schön, und wir sind nicht die einzigen, denen das aufgefallen ist.

Wir laufen ein wenig über Stock und Stein, freuen uns über den Kinderwagen, der nämlich geländegängig ist, ich mache ein paar Fotos. Dann stehen wir mitten in den Bäumen und kehren um. Kurz vor dem Auto biegen wir links ab und finden schließlich einen gangbaren Weg, der um das Haus der Amateursternwarte herumführt.

So gegen 4 beschließen wir, noch eben in Gourdon einen Crêpe zu essen und dann wieder runterzufahren. Wir stehen gerade mitten in einem lichten Fichtendickicht, das an sich sehr schön ist, durch die Anwesenheit eines demolierten und demontierten Peugeot 205 jedoch nicht unbedingt gewinnt.

Wir fragen uns, welche Idioten wohl 205er in den Wald fahren und dann zerdeppern, bzw. welche Komplettidioten wohl die zwei Autos auf meiner Sternguckerwiese abgefackelt haben. Die Jugend hier scheint interessanten Balzritualen zu fröhnen, und ich überlege mir im Stillen, ob man nicht mal da oben nachts mit der Kamera lauern solle.

Dann sind wir wieder am Auto, und ich frage mich, wieso Carine wohl auf dem Rücksitz alle Jacken durcheinandergewühlt hat, als sie das Baby rausholte. Dann wundere ich mich, daß ich die Beifahrertür nicht aufschließen kann, und dann macht es klick. Scheiße.

Nicht nur, daß ich natürlich mein Portemonaie mit allen Papieren und Karten im Auto hatte, Carine hatte auch ihren Rucksack mit Karten, Schlüsseln, Telefon und Palm im Kofferraum gelassen. Außerdem haben die Trottel die Tür so aufgemacht, daß sie jetzt nicht wieder zugeht, und sie haben als Dessert des Ganzen auch gleich meinen rechten Vorderreifen erstochen.

Naja. Wie man sich denken kann, verbringe ich die nächsten 10 Minuten damit, den Reifen zu wechseln (zum Glück habe ich einen Ersatzreifen!), Carine sperrt schonmal ihre Karten, dann fahren wir nach Gourdon runter, um nach der nächsten Polizeistation zu fragen, und ich sperre meine Karten.

Bei den Bullen sitzt gerade ein älteres Ehepaar, dem das gleiche am gleichen Ort widerfahren war, und weil das Baby Hunger hat, fahren wir erstmal wieder nach Hause, morgen kann man ja auch noch zu den Gendarmen gehen.

Der Winter fällt hauptsächlich durch seinen Braunstich auf, vermutlich kommt der vom vielen Laub, das überall herumliegt.

Tja, ich bedauere also den Verlust dreier Bankkarten, meines Perso, meiner Carte de Séjour, meines Führerscheines und meines Fahrzeugscheins. Außerdem fehlen: Ein Dollar, ein ägyptisches Pfund, das einzige Paßbild, was ich je gemocht hatte, eine ADAC-Karte, eine Videothekenkarte aus Hamburg, eine Videothekenkarte aus Nice, eine Dauerkarte für den Karlsruher Zoo, einige deutsche Briefmarken aus der Kategorie "DM1.10 bezahlt und nichts mehr wert", ... Vor allem war es das erste Portemonaie meines Lebens, das wirklich nach was aussah! Und es war ein Geschenk von meiner Cousine. seufz

Bei den Gendarmen ist es übrigens wie in Deutschland: Man tippt viel ein und kümmert sich ansonsten um nichts. Tja... mir ist ja zum Glück nichts von Wert abhanden gekommen, und den Reifen und die Tür könnte ja eventuell meine Versicherung übernehmen, das wäre ja ein feiner Zug. Aber für Carine wird das richtig teuer, sie braucht ja immerhin ein neues Taschentelefon und einen neuen Palm!

Noch Jemand also, der hier eine Verbrecherkarriere eingeschlagen hat, und noch Jemand, von dem ich hoffe, daß er eines Tages der Polizei und damit seiner gerechten Strafe in die Arme laufen möge!

Das Alter?

Was mich dann nachher am Abend tatsächlich überrascht hat, war die Tatsache, daß ich ziemlich schlecht geschlafen habe wegen der Geschichte. Ich dachte immer, mich ließe sowas eher kalt, war aber nicht so. Zuerst habe ich mir Gedanken über die ganze Szene gemacht, habe Verdächtige überdacht (da war doch so ein Typ mit Fallschirm, der vom Abgrund weg ging... und dann dieser komische, alte Mann...) und ewig gleiche Szenen vor meinem inneren Auge ablaufen lassen. Später dann habe ich mir überlegt, wie man mit einer Kamera im Auto in Zukunft solche Jemands fotografieren könnte, aber das scheitert natürlich daran, daß dann die Kamera geklaut würde.

Naja, und so weiter. Warum gerade mein Auto? Wieso der Reifen? Wird man die Typen je schnappen? Werden unsere Portemonaies wieder auftauchen? Wann? Wieso habe ich nicht diesen Typen mit dem Fallschirm fotografiert? Oder den Alten neben dem Auto mit der offenen Tür?

Solche Gedanke sind natürlich müßig, und man fragt sich, wieso man sie trotzdem nicht gegen eine Mütze Schlaf eintauschen kann. War ich nach dem Einbruch in die Roselière auch so unruhig? Ich weiß es nicht mehr.

Zumindest hat es mich jetzt auch mal erwischt. War ja fast nicht fair, daß ich seit fast vier Jahren hier nie solche Probleme gehabt hatte.

Frisch gewagt ist halb gewonnen!

Samstag meldet sich ein netter Mensch bei Carine: Er hat beim Wandern ihren Rucksack und ihre Handtasche gefunden, fast alles war da, bis auf Telefon, Palm und Karten natürlich. Aber immerhin.

Merkwürdige Naturphänomene, Teil 2: Eine Wolke ballt die Faust!

Angespornt durch diesen Fund und weil der Finder den Ort markiert hat, an dem Jemand[tm] die Sachen wohl aus dem Beifahrerfenster seines Autos geworfen hat, beschließe ich, die Straße zu Fuß abzuschreiten, vielleicht finde ich ja mein Portemonaie. Der Fundort liegt an der Straße vom Berg runter nach Gourdon, das sind nur schlappe 9km.

War fahren also hoch, ich steige am Fundort aus und beginne die Suche. Natürlich ist in dem Gebüsch am Abhang neben der Straße nichts von einem schwarzen Portemonaie zu sehen, also beschließe ich, bergan zu laufen und dabei zu suchen.

Nur 5km weiter oben fällt schnauf mir japs ein puh, daß krächz ich ... auch ... oben ... an ... fang ... en ... und ... run ... ter ... lau ... fen ... könn ... te. Gesagt getan, und das ist doch schon viel einfacher.

Leider ist frisch gewagt eben nur halb gewonnen. Ich finde zwar eine Handtasche und eine schon fast verweste Tasche, die nach Kulturtasche aussieht (eine echte Subkulturtasche quasi), aber mein Portemonaie finde ich nicht. Schade. Dafür ist der Gendarm höchst erstaunt, als ich ihm die beiden Taschen in die Hand drücke.

Viel Aufwand, das gibt Ärger!

Montag beginne ich, mich um Ersatz für meine Papiere und Karten zu bemühen. Das wird anstrengend, wie sich schnell zeigt:

Sehr wohl gemein genug bin ich aber für eine öffentlich ausgesprochene Verwünschung an die Adresse der Jemands, die sowohl unseren Briefkasten, als auch die Sachen aus meinem Auto geklaut haben: Ich wünsche Euch hiermit Unfruchtbarkeit bis in's siebte Glied!

So, und jetzt fühle ich mich gleich viel besser und fahre fort mit der Suche nach einem Job.

Macht's gut,
Jan

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