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Le Rafting (mit Betonung auf dem "ing" natürlich)

Yo!

Anmerkung zu Carrefour

Carrefour hat gestern (Samstag) den "perfekter Riesensupermarkt"-Status verloren, weil es da keinen Sherry gibt. Tom hat sich (wie üblich) bis zum Getränke-Manager durchgefragt, der ihm dann mitteilte, sie hätten mal Sherry gehabt, aber das wolle keine Sau kaufen. Tja, jetzt sind sie halt nur noch "bester Supermarkt, den ich je gesehen habe", das kommt davon.

Anmerkung zur endlosen Kontogeschichte

VISA hat zwar nette Mitarbeiterinnen aber das Problem mit der Akzeptanz meiner Karte in Frankreich nicht lösen können, und die Credit Agricole macht sich weiter unbeliebt. Am Mittwoch war ich mal auf Verdacht da, um nach meiner Karte zu fragen, immerhin waren von den zehn Tagen schon zwanzig verstrichen, aber der vormals wort- und namenlose Mitarbeiter wies darauf hin, daß ich a) die Karte ohne das Benachrichtigungsschreiben nicht bekommen könne und b) ich ein Minus von 70FF auf dem Konto hätte. Auf meine Frage, wie das denn sein könne, teilte er mir mit, das seien "natürlich" die Kosten für die Karte. Offenbar denkt der Mensch nur so weit, wie eine Kuh springt, denn die Gebühr hätte er mir ja auch direkt mit den anderen zusammen abnehmen können. Naja. Abends fand ich im Briefkasten natürlich noch die Benachrichtigung der Bank, in der aber außer meiner neuen Geheimnummer nichts drinstand. Ich sehe schon kommen, daß die von mir die Nummer haben wollen, wenn ich die Karte abhole, aber dann werde ich direkt eine neue beantragen. Entweder haben die hier keinerlei Sicherheitsbewußtsein, oder sie wollen die Kunden schikanieren, was ich für wahrscheinlicher halte. Brrrr.

Die Filmfestspiele in Cannes

Ich war jetzt doch noch in Cannes, und zwar am Donnerstag abend. Anläßlich der Filmfestspiele wird erstmal die komplette Innenstadt abgesperrt, sodaß nur geladene Gäste wirklich so richtig schön vorfahren können. Der Rest der Straßen ist allerdings auch mit Mengen von Besuchern aus aller Welt bevölkert, die wild hin und her laufen und Ausschau nach wichtigen Persönlichkeiten halten. Vor dem Palais de Festival kann man als Normaltourist neben einer großen Freitreppe stehen und den Besuchern der Vorstellungen beim Verlassen des Kinos zusehen, was eine ansehnliche Masse von Leuten anlockt, obwohl selten mal wirklich jemand Bekanntes da rauskommt. Fotografiert wird trotzdem reichlich, die Reporter von Bunte, Frau im Wasweißich und so dürften da viel Geld verdient haben. Auf der Croisette und in der Innenstadt laufen abends ohne Ende aufgebratzte Leute rum, die irgendwie was mit Film zu tun haben oder mindestens ganz doll kreativ sind oder so. Passend zur Kulisse sind wir also auch im Anzug aufgelaufen und konnten so mehrere Türsteher ohne Probleme übertölpeln. Um den Abend (der zweiteilig anfing: Arnd, Carine, Lieve und Tom in einem Restaurant, Jörg, Saliha (oh mann, wie schreibt sich das wohl?) und ich draußen) erfolgreich zu starten, zwängten wir uns erstmal in die "Farfalla", eine Kneipe direkt gegenüber vom Palais, erschreckend ungemütlich und völlig überfüllt, etwa 4m breit und 25m lang mit einer Bar an einer Seite, hohen Tischen zum Essen in der Mitte und "normalen" Tischen an den Fenstern und einem Publikum wie aus dem Werbefilm. In so einem Lokal essen wirklich nur sehr wichtige und gestreßte Leute, weil es a) sauteuer (40FF für den Gin Tonic), b) extrem ungemütlich (wir standen zwischen Bar und Hochtischen im Gang und mußten bei jedem Drängler oder Kellner immer zwischen die Arme der hinter uns Essenden ausweichen) und c) mit Türsteher versehen ist. Aber auch so eine Erfahrung will gemacht werden, und die Frauen in solchen Läden sind ganz nett anzusehen, wenn sie nicht gerade über 50 oder total zugekokst sind.

Wir sind dann auf etwas gemütlichere Kneipen ausgewichen, zwei ziemlich ähnliche und nicht weit voneinander entfernte Cafés mit Straßenverzehr (Das bedeutet, daß drinnen nicht genug Platz ist, und man deswegen einfach auf der Straße steht. Die Betreiber engagieren je nach Lage des Cafés dann einen oder zwei Sicherheitsleute, die die Autos vorbei- oder durchlotsen und man hat sofort den Eindruck, in Italien zu sein, oder an der Ecke Schützenstraße/Marienstraße), wo in erster Linie die jüngeren Besucher rumstanden und an ihren Drinks nuckelten. Die Palette der Kreativen reicht in Cannes von "gelber Rollkragenpulli" bis "ultraknappe Jeansshorts auf ultralangen Beinen", ein durchschnittliches Publikum also. Die älteren Männer mit den Halbglatzen waren übrigens fast komplett aus Deutschland angereist und wirklich besonders lässig und kreativ.

Cannes bemüht sich um die Exklusivgäste jeder Altersklasse, zum Beispiel war die große Stranddiskothek "Palm Beach", die in etwa einer deutschen Großraumdisko gleicht und nur besser beleuchtet ist, am Donnerstag nur für VIPs zugänglich und auch schön großzügig abgesperrt. Am Hafen allerdings war eine große Freilichtbühne aufgebaut, auf der zuletzt eine arabische Gruppe spielte. Man kann wohl sagen, daß sich Cannes in der Zeit der Filmfestpiele lohnt, und falls ich im nächsten Jahr noch hier sein sollte, werde ich auch mal tagsüber hinfahren, um den Strand und die Croisette zu bestaunen.

Le Rafting

Wir Europäer sind doch irgendwie alle ähnlich. Auch hier in Frankreich war Freitag "Le Pont", also "die Brücke", und weil Lieve und Tom gerade da waren, sind wir zum Gorge du Verdun gefahren, um dort zu raften. Dazu besorgt man sich erstmal einen Termin, fährt dann nach Castellan und trifft sich dort mit dem Verleiher, der die Schlauchboote und das restliche Equipment ("restliches Equipment? Was soll das sein?") stellt. Erste Tests mit den Füßen deuten darauf hin, daß der Fluß höchstens 5° Celsius auf die Skala bringt (die Füße tun nur etwa 10 Minuten lang weh, danach geht es schon wieder) und erste Zweifel kommen auf ("Ihr seid sicher, daß das nicht gefährlich ist?", "Wir fallen ja zum Glück nicht ins Wasser!!!, oder?", "Was sollen wir denn mit Neoprenanzügen?", "Ich will nicht sterben"), keiner wagt jedoch den Rückzug, der soziale Druck ist zu groß. Während also die Stimmung beim Anziehen der Neoprenanzüge, Schwimmwesten und Windjacken noch gut ist (naja, mein Anzug war zu kurz, und ich habe jetzt tatsächlich einen großen blauen Fleck auf der Schulter davon) und durch die Sicherheitshinweise des Guide nur leicht angekratzt wird ("Wenn Ihr reinfallt, auf den Rücken und Füße nach vorn, dann tun die Steine nicht weh", "Das Messer brauche ich, falls das Boot kentert oder festhängt und jemand deswegen in Not ist, dann lasse ich damit die Luft raus" etcpp...), geht sie beim Zuwasserlassen des Bootes rapide runter. Das Wasser ist wirklich saukalt, und einigen gelingt es, nur bis zu den Knien naß zu werden, selbst das ist aber schon furchtbar. Der nächste Haken: Im Boot steht Wasser. Immer. Etwa zwei bis fünf Zentimeter Wasser benetzen permanent die Füße, die bei den meisten nach wenigen Minuten kapitulieren und einfach absterben. Ansonsten bratzt einem von oben die Sonne auf den Pelz, sodaß es eigentlich angenehm warm ist.

Das Rudern an sich klappt ganz gut, der Guide sagt immer, wer gerade wie rudern soll ("Droite en avant" oder "Tout le monde en arrière") und man fährt nur selten irgendwo gegen. Komischerweise dotzt das Boot immer an den Stellen mit besonders viel Strömung gegen schräge Felsen, sodaß nach wenigen Minuten bei den Passagieren der Verdacht aufkommt, der Guide wolle das Boot absichtlich zum Kentern bringen oder zumindest in gefährliche Situationen. Zudem halten die verschiedenen Guides die insgesamt fünf Boote mit je 6 bis 8 Personen eng zusammen, sodaß man öfters Wasserschlachten machen muß, und irgendwann ist dann allen die Temperatur des Eiswassers egal. Zwei Boote kentern tatsächlich, mehrere Ruderer fallen über Bord (Der Heldenpreis geht an Arnd, der zwar einen bedrohlichen Ast wegdrücken kann, aber dabei von letzerem ins Wasser gewischt wird) und Alle sind guter Dinge. In einer besonders schnellen Stromschnelle halten alle Boote an, und man darf sogar einfach so von einem Felsen in den Fluß springen, was tatsächlich auch fast alle tun (Ich weiß nicht, ob das sein kann, aber ich habe den Eindruck, daß ich wegen der Kälte im Wasser so gestreßt war, daß ich mich an den Sprung nicht mehr erinnern kann).

Am Schluß der Tour muß man dann leider das Boot am Rand der Schlucht hochtragen, was wirklich ekelhaft anstrengend ist und die ansonsten gute Fahrt etwas trübt, aber an sich kann man das nur empfehlen. Im Sommer allerdings soll nur etwa halb soviel Wasser im Fluß sein, sodaß ein Teil des Spaßes eventuell wegfällt, zum Beispiel der Sprung. Dafür ist die Fahrt aber auch entsprechend schön, besonders am Ende in der Schlucht, die man immerhin teilweise befährt.

Frösche

Neues zum Thema "Frösche" gab es am Freitag abend. Erstens hat Lieve festgestellt, daß man sich dieses Phänomen nicht vorstellen kann, wenn man es nicht gehört hat, zweitens sitzen die Viecher überall auf der Terasse und am Pool der Pitou rum, drittens wäre Tom fast ins Wasser gefallen, als er einen kleinen Frosch (3cm oder so, sieht schon irgendwie nett aus, so ein Laubfrosch) aus der Nähe betrachten wollte, und dieser plötzlich die Backen aufplusterte und zu einem "QUAAAK" ansetzte (daß diese klitzekleinen Fröschchen so einen Krach machen können, ist wirklich erstaunlich), und viertens können die Biester nicht nur laut quaken, sondern auch noch zaubern (wir haben uns einige näher ansehen wollen, aber die dusseligen Tierchen springen immer weg, und meist landen sie im Pool, wo sie dann einige Minuten lang nach oben schwimmen und jedem Bergungsversuch durch weghüpfen entgehen und schließlich dann langsam absinken und tot aussehen. Am nächsten Morgen waren allerdings alle wieder weg. Naja, vielleicht können sie ja auch nicht zaubern, sondern verstopfen jetzt bloß die Umwälzpumpe, man weiß ja nie...).

Tschüß

Bis zum nächsten Bericht (, der vermutlich in den nächsten Tagen erscheinen wird, weil ich am Freitag abends noch eine Plombe verloren habe aus einem Weisheitszahn, von dem mein Karlsruher Zahnarzt beim Einsetzen der Füllung schon sagte "Der macht nemmer lang, ich mach jetzt nochmal ne Füllung, aber nächstesmal muß der raus". Ich werde also morgen zum Zahnarzt gehen und dann vermutlich mal wieder ein paar absonderliche Dinge erleben. Drückt mir die Daumen!).

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