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Der Sommer ist da

Hi,

seit ein paar Tagen ist hier der Sommer ausgebrochen, und bevor mein Hirn komplett vertrocknet, sollte ich lieber schnell noch ein paar Neuigkeiten loswerden. Doch vorher ein wenig Werbung...

Kurz nach den sagenhaften Ereignissen in der Bank fand unser einsamer Held am Ende der Zivilisation, am Südzipfel der Welt, in den Tiefen der Fremde, als er gerade mit ein paar anderen Versprengten in einem Dorflokal saß und mit dem Mitversprengten Arnd über die anwesende Dorfjugend und deren Trink- und Balzrituale sprach, tatsächlich ein ihm aus seiner ureigensten Umgebung bekanntes Getränk vor, ein "H*lsten". Ein "H*lsten" ist zunächst mal einfach nur ein Bier. Es gibt, wie üblich, neben dem in deutschen Landen beliebteren Pils auch noch Export, den Unterschied schmeckt man aber nur in Deutschland. "H*lsten" wird, wie schon die freundliche Aussprache nahelegt, in Hamburg gebraut, daher ist es toll. Leider schmeckt es nicht besonders gut, sodaß es in Hamburg vorwiegend in 0.33l-Flaschen, sogenannten "Handgranaten" und 24er-Kisten vorkommt, die auch hinten in einen Ford Capri passen. Manche Hamburger nennen "H*lsten" liebevoll "Maurerpisse", aber die sind bloß neidisch und außerdem Schnösel. Der Volksmund hat dem "H*lsten" einige Redewendungen gewidmet, von denen "H*lsten knallt am dollsten" und "H*lsten Edel heißt mein Mädel" am besten die typische Konsumentenschicht verdeutlichen. Ein gutes Bier also, daß sich einer großen und treuen Fangemeinde erfreut, "H*lsten"-Fans würden niemals "A*tra" trinken. Und schon gar nicht bei der Arbeit.

Heute fangen in Cannes die Filmfestspiele an, und das bedeutet, daß am Strand nur noch zwei Sorten von Frauen liegen: Ältere, extrem reiche Damen mit reichlich Schmuck (ja, auch am Strand. Und wenn sie sonst nichts tragen, der Schmuck ist dabei) und junge Nanas (frz. für Mädels), die auf eine Chance beim Film hoffen und deswegen hyper-aufgetakelt durch die Gegend stolzieren. Wenn man da mit einer hinreichend großen Kamera hingeht... naja, soviel zum Thema "Auf die Größe kommt es nicht an". Filme kann man leider als Normalsterblicher dort nicht sehen, nur beim zeitgleich stattfindenden Off-Festival könnte evtl. was dabei sein. Trotzdem ist der Trubel einen Besuch wert. Der Plan vom letzten Jahr, Arnd als Gérard Dépardieu und noch jemanden als Bodyguard hinzuschicken, könnte in diesem Jahr sogar umgesetzt werden. Vielleicht werden auch Arnd und ich als Bodyguards den Regisseur Jakob bewachen, der von seiner letzten Arbeit "Der Sommer der 1000 Tode" (ein frustrierender Film über Krieg, Hunger und Elend) noch ganz mitgenommen aussieht. Die Utensilien dafür haben wir jedenfalls da, ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, ob ich im schwarzen Anzug in der Sonne rumstiefeln und telefonieren will, nur damit ein paar hundert Fotografen darauf reinfallen. Mal sehen.

Am Wochenende hat sich gezeigt, warum unser Strand nicht viel wert ist: Man kann ihn tagsüber nicht mehr sehen, dafür sieht man sehr genau die Autos, die bis fast vor unser Haus parken und ansonsten langsam am Strand hin und her fahren, dabei unglaubliche Staus verursachen und das auch noch den ganzen Tag lang. Am Wochenende fährt man besser in Antibes nirgendwo hin. Abends ist das anders, denn da die Leute alle aus der Nähe kommen, sind sie wirklich in dem Moment weg, wenn die Sonne nicht mehr voll draufbratzt. Zu dieser Zeit fährt der bekennende Genießer ganz nach vorne aufs Cap d'Antibes, um dort im Sonnenuntergang seinen Abendspaziergang zu machen. Zum Glück ist man auf den Strand nicht angewiesen, zum einen wegen der Umgebung, die ja auch nicht zu verachten ist, zum anderen wegen des eigenen Gartens. (Angeblich soll ein Ex-Gitarrist der Dire Straits zwei Häuser weiter wohnen, was wir natürlich ausnutzen werden. Bei der nächsten Party spielen wir einfach nur Dire Straits, und dann gehen die Bullen direkt zu ihm. Andererseits, Dire Straits... vielleicht sind mir die Bullen lieber, ja, ich bin sicher.)

Die Karlsruher Mensa mit all ihren Attraktionen gibt es hier auch: Das Resto-U. Bei "unserem" Resto-U handelt es sich um eine etwa 5 Autominuten entfernte Mensa in der Größenklasse "200 hungrige Studenten gleichzeitig" mit einem Panoramablick nach Norden auf die Berghänge östlich von Grasse, der einen glatt den Hunger vergessen lassen könnte. Dazu ist es noch spottbillig und meistens erträglich genießbar, für den erfahrenen Karlsruher Mensagänger also das Paradies. Das Freizeitangebot umfaßt wie schon in Karlsruhe die typischen Nach-dem-Essen-Aktivitäten Eisessen, Kaffeetrinken und Spannen. Letzteres ist trotz des kleineren Siztbereiches um einiges interessanter als in Karlsruhe, aber das wundert sicher niemanden.

Nachdem wir mittlerweile einen vierten Mitspieler gefunden haben, können wir jetzt auch mal abends nach der Arbeit Hockey spielen, mittlerweile haben wir auch einen passablen Platz gefunden, der nicht nach jedem Spiel einen Teil seines Belages in der Gegend verteilt, so wie es der Tennisplatz der Pitou gerne tat. Unser vierter Spieler ist zudem Halb-Kanadier mit Eishockey-Erfahrung, allerdings spielt er dafür erschreckend schlecht. Er schiebt das natürlich auf die Blades, die seiner Meinung nach viel schwieriger zu fahren sind als Schlittschuhe, und die er erst zweimal testen konnte, und da kann man ihm dann wohl auch Recht geben. Ein Spieler also, den man im Auge behalten sollte, gerade auch im Hinblick auf die im Sommer stattfindenden Sophia-Spiele, bei denen wir ja gerne mitmachen und natürlich noch lieber gewinnen würden.

Diesmal gibt es keine Mitbringsel-Liste, weil Tom vermutlich alles mitbringt, was uns zum Glücklichsein hier noch fehlt, aber falls jemand ein paar nette Andenken-CDs hierlassen möchte, kann er das gerne tun und sich auf diese Weise verewigen. Wir werden beim Klang der Musik immer an den edlen Spender denken und uns gen Heimatort verneigen. Ich schwör's.

Dann mal schönes Braten noch und a toute,
Jan

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< Ein Konto eröffnen, zweiter Teil
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